Im Mittelalter war das wirtschaftlich wichtige Sluis eine eindrucksvolle Festung mit Gräben, steinernen Stadtmauern, Torgebäuden und Türmen. Auf der Nordseite lag eine Burg, die als Zitadelle diente. Gegenüber dieser Burg, am anderen Ufer des Zwins, stand der Steinturm von Burgund (Anfang 15. Jahrhundert bis ca. 1535). Zwischen Turm und Burg konnte eine Kette gespannt werden, um das Zwin abzusperren.  Â
Als die „Wassergeusen“ ab 1570 wiederholt die Stadt angriffen, war dies Anlass für eine weitere Verstärkung der Stadt. Auf der Seite des Zwins wurden Wälle mit Bastionen errichtet, und um 1580 wurde vor dem Westtor die Schanze Sint-Anna (später „Bekaf“) angelegt. Danach wurden auf der Landseite beim Ost-, Süd- und Westtor Ravelins im Festungsgraben angelegt. Am anderen Ufer des Zwins, wo früher der Turm von Burgund gestanden hatte, wurde die Noordschans oder das „Klein Pas“ errichtet. Etwas weiter südlich entstand am selben Ufer die Grote Schans oder das „Groot Pas“.
1587 wurde die Stadt Sluis von den Spaniern, angeführt von Alexander Farnese, umzingelt und belagert. Dass sie sich diese Hafenstadt ausgesucht hatten, lag daran, dass man einen guten Ausfallhafen für die geplante England-Expedition der spanischen Armada brauchte. Von Sluis aus hatte man die Deiche zur Verteidigung durchstochen. Die Belagerungstaktik bestand darin, die Stadt zu umzingeln und die Vorratswege zu unterbrechen. Nach heftigem Kampf musste sich Sluis am 5. August 1587 ergeben. Während der spanischen Besetzung wurde kaum an den Befestigungsanlagen gearbeitet.
Nach der Rückeroberung der Stadt durch Prinz Moritz im Jahr 1604 wurden sie aber wesentlich verbessert. Auf der Landseite wurde ein Erdwall mit sechs ganzen und einer halben Bastion errichtet. Das Ost-, West- und Südtor blieben, wurden aber verlagert und erhielten eine andere Form. Der Wall entlang dem Zwin wurde angepasst und ebenfalls mit sechs Bastionen versehen. Um die Burg herum wurde ebenfalls ein Erdwall angelegt. Das Klein Pas wurde zu einem Hornwerk, das Groot Pas zu einem Kronwerk umgebaut.
Um 1700 ließ der berühmte Festungsbauer Menno van Coehoorn die Festung von Sluis erheblich verstärken. Die Gräben wurden rundum mit Ravelins versehen, und vor ihnen wurden Kontergarden, Grabenscheren, Lunetten und ein gedeckter Weg angelegt. All dies wurde mit neuen Festungsgräben umgeben. Das Groot und das Klein Pas wurden miteinander verbunden. Zwischen dem Groot Pas und dem weiter westlich gelegenen Fort Sint-Donaas richtete man eine Kommunikationslinie ein. Im 18. Jahrhundert wurde die Burg bis auf einen Turm allmählich abgerissen. Die Ãœberreste wurden mit Erde bedeckt, und es wurde eine Geschützstellung errichtet. Nach der französischen Besetzung (1747–1748) im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden noch am Westtor Verbesserungen vorgenommen.Â
In der französischen Zeit verlor die Festung ihre Funktion, und 1816 wurde sie offiziell aufgehoben. Die Überreste der Burg wurden beseitigt. Die bastionierten Wälle und Festungsgräben sind gut erhalten geblieben. Die Außenwerke sind noch am leichten Relief und den eckigen Grundstücksformen zu erkennen. Dasselbe gilt für das Groot und das Klein Pas am anderen Ufer des ehemaligen Zwins (heute ein Polder). Das Ost- und das Südtor wurden restauriert, und das Westtor mit dem zugehörigen Batardeau wurde nach der Ausgrabung konsolidiert. Auf den Wällen verläuft nun ein fast vollständiger Rundweg um die Stadt.