Sas van Gent

ca. 1572

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Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt Gent ĂŒber einen Kanal einen Zugang zur Braakman (und damit zum Meer). An der Stelle, wo der Kanal (die Gentse oder Sasse Vaart) in einen Seitenarm der Braakman mĂŒndete, wurde 1551 eine Schleuse („sas“) in den Seedeich gebaut. Um diese Schleuse entwickelte sich eine Siedlung. Die Schleuse wurde 1572 von den „Wassergeusen“ vernichtet, die das Dorf in Brand steckten. Sie wurde aber wiederhergestellt und mit einer quadratischen Schanze gesichert, die an jeder Ecke eine Bastion sowie eine zusĂ€tzliche Bastion auf der Ostseite erhielt.

Nachdem Alexander Farnese, der spĂ€tere Herzog von Parma, 1583 Sas van Gent erobert hatte, wurden die Festungsanlagen verbessert und erweitert. Auf der SĂŒdwestseite wurde in einiger Entfernung von der Schanze ein Wall mit Bastionen und auf der Westseite eine Erweiterung in Form eines Kronwerks angelegt. Um die Anlage herum wurde ein Graben mit Kontreescarpe angelegt. Die ursprĂŒngliche Schanze blieb unter dem Namen „Burg“ oder „Hooge Sas“ als Kern der Festung erhalten.

 

Nachdem Prinz Friedrich Heinrich Sas van Gent eingenommen hatte, erweiterten die aufstĂ€ndischen NiederlĂ€nder die Festung auf der Ostseite des Kanals um eine Umwallung mit drei integrierten Bastionen. Auf der SĂŒdseite wurde ein Hornwerk errichtet, das vom Kanal durchquert wurde. Die Festung lag am Westufer des Canisvlietkreek. Am anderen Ufer errichteten die NiederlĂ€nder ein weiteres Hornwerk, das den Namen „Het Pas“ erhielt. Ein Kilometer weiter sĂŒdlich am Ostufer des Kanals lag das in den Achtzigerjahren des 16. Jahrhunderts errichtete Fort Sint-Anthonie, das als Vorposten genutzt wurde. Diese große viereckige Schanze mit Bastionen an jeder Ecke wurde an der SĂŒdseite noch um ein Hornwerk erweitert.

 

In der zweiten HĂ€lfte des 17. Jahrhunderts wurde die Festung dann umfassend verbessert und ausgebaut Der Grundriss wurde grĂ¶ĂŸtenteils verĂ€ndert, und die ehemalige Schanze, die „Burg“, wurde abgerissen. Sas van Gent wurde eine eindrucksvolle Festung mit sieben Bastionen, fĂŒnf Ravelins und einer schweren, weit ins Land reichenden Kontreescarpe mit WaffenplĂ€tzen. Die GrĂ€ben waren breit, die Bastionen und WĂ€lle teilweise gemauert.

Bemerkenswert innerhalb der Festung war die KornwassermĂŒhle, eine GezeitenmĂŒhle, die man in die WĂ€lle zwischen den Bastionen Seeland und Holland eingebaut hatte. Es gab auch eine detonationssichere BĂ€ckerei.

Die drei westlichen Bastionen und ein Ravelin waren mit MinengĂ€ngen ausgestattet, die zu verschiedenen unterirdischen MinenrĂ€umen unter den Außenwerken fĂŒhrten. Wenn die Außenwerke vom Feind erobert wĂŒrden, konnte man den Sprengstoff in den MinenrĂ€umen zĂŒnden.  


1788 wurde in der Canisvliet zwischen Sas van Gent und Het Pas im Zuge der Anlage eines umfangreichen Flutungssystems zwischen der Braakman und Hulst ein Damm angelegt. In den Damm wurde eine Flutungsschleuse eingebaut, ĂŒber die das Land zwischen dem Autrichepolder (Westdorpe) und den Zuiddorpepoldern unter Wasser gesetzt werden konnte. Die Schleuse wurde mit einer GeschĂŒtzbatterie auf Het Pas bewacht.


Die Festung wurde 1816 aufgehoben; anschließend wurden die Verteidigungsanlagen Teil fĂŒr Teil abgerissen. Bis heute ist nur die Bastion „Generaliteit“ mit der darauf errichteten MĂŒhle erhalten geblieben. Die MinengĂ€nge unter der Bastion wurden teilweise ausgegraben. Die noch vorhandenen Teile der KornwassermĂŒhle wurden 1989/1990 restauriert. Es ist durchaus denkbar, dass im Boden noch Teile der FestungsgrĂŒndung zu finden sind.