Aardenburg

1604

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Im 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts war Aardenburg eine wohlhabende Handels- und Hafenstadt und Mitglied der flämischen Hanse. Danach begann ein schneller und tiefer Abstieg der Stadt, vor allem infolge der vielen, durch schlechte Instandhaltung der Deiche und durch die Bodensenkungen (eine Folge des großangelegten Torfstichs) verursachten Überschwemmungen. 

Um 1300 erhielt Aardenburg eine neue, ständige Verteidigungsanlage: einen doppelten, vier Kilometer langen und mehr oder weniger quadratisch angelegten Wall. Vier Stadttore in diesen Wällen boten Zugang zur Stadt. Die Stadt war für ein Wachstum ausgelegt, aber infolge des wirtschaftlichen Einbruchs nahm die Einwohnerzahl nicht zu, sondern ab. Die Stadt war also zu groß und konnte somit bei feindlichen Belagerungen nicht gut verteidigt werden.So kostete es Alexander Farnese, den späteren Herzog von Parma, auch nur wenig Mühe, die Stadt für den spanischen König zurückzuerobern. Die Spanier brachten an der Festung einige Verbesserungen an und verstärkten die Südostseite, aber als 1604 Prinz Moritz die Stadt angriff, erwies sie sich noch immer als zu groß für eine effektive Verteidigung. Die Spanier räumten die Stadt kampflos und Moritz konnte seinen Einzug nehmen.

Der berühmte Festungsbauer Simon Stevin erkannte, dass der große Umfang der Festung ein Problem darstellte, und entwickelte den Plan, innerhalb der bisherigen Wälle eine kleinere Festung anzulegen. Die Anpassungen gingen jedoch nur langsam voran und konnten erst gegen Ende des Zwölfjährigen Waffenstillstands abgeschlossen werden. Widerstand seitens der Bevölkerung (die Maria-Kirche musste abgerissen werden), Überschwemmungen und die verminderte Dringlichkeit der Anpassungen infolge des Waffenstillstands hatten immer wieder für Verzögerungen gesorgt.

Im Nordwesten der alten Festung entstand das neue Aardenburg: ein nahezu gleichseitiges Sechseck mit drei Bastionen auf der Südseite und zwei Halbbastionen auf der Nordseite. Das Ganze war von einem Graben, einer Enveloppe, einem Außengraben und, auf der Südseite, von einem gedeckten Weg umgeben. In den Gräben wurden Ravelins angelegt, außer auf der Südseite.

 

1644 unternahmen spanische Soldaten – verkleidet als Bauern und Bäuerinnen – erneut einen Versuch, in die Stadt zu gelangen. Sie wurden jedoch rechtzeitig enttarnt, und ihr Plan misslang.

Nach dem Achtzigjährigen Krieg wurde die Festung nicht mehr unterhalten. 1672 wurde die Stadt von umfangreichen französischen Verbänden angegriffen. In der Stadt hielt sich zu diesem Zeitpunkt nur eine einzige Kompanie auf, kommandiert von Fähnrich Elias Beekman. Mit Unterstützung zweier ziviler Kompanien gelang es ihm, den ersten Angriff abzuwehren. Anschließend wurde die Garnison verstärkt, und so konnte man auch einem zweiten Angriff – dem ein Beschuss vorangegangen war – standhalten. Danach gaben die Franzosen es auf, und sie zogen sich zurück.


Nach diesem „Sturm auf Aardenburg“, unter dieser Bezeichnung ging der Angriff in die Geschichte ein,  wurde die Festung wiederhergestellt, aber 1688 wurde die Garnison endgültig nach Sluis verlegt. Ab den 90er-Jahren des 17. Jahrhunderts wurde die Festung dann allmählich abgerissen. Um die Stadt sind Teile der Wälle (auch der mittelalterlichen Bauten) und Gräben bis heute erkennbar. 2012 wurde ein Teil davon für die Öffentlichkeit erschlossen und besser sichtbar gemacht. Über große Abschnitte der Überreste der Wälle verläuft ein schöner Wanderweg.